Denglisch spoken – wenn Sprache fremdgeht

Gesehen in einem Geschäft in Flensburg

Die englische Sprache ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Neue Technologien, Medien und Popkultur spülen neue Wörter in die deutsche Sprache (und natürlich auch in andere). Berufsbezeichnungen wie „Content Manager“ oder „Junior Researcher“ sind bei Stellenanzeigen an der Tagesordnung, Dinge werden „gecancelt“ oder „gedownloadet“. Manch einer*r wittert da den Untergang der Muttersprache und wehrt sich gegen eingewandertes Wortgut. Dabei beläuft sich der Anteil englischer Begriffe selbst in einer trendgesteuerten Branche wie der Werbung lediglich auf 4 % der Texte[1], auch wenn man mit Wörtern wie „Casual Wear“ oder „Oversize“ fremdelt und befürchtet, diese Anglizismen könnten überhand nehmen.

Zugegeben, manchmal werden deutsche Wörter durch entlehnte Begriffe verdrängt, aber meist wird die Palette an Ausdrücken nur bunter und umfangreicher. Dass jede Generation dabei ihre Lieblingswörter hat und neue Formulierungen prägt, ist auch nichts Neues. Denn Sprache verändert sich, seit es sie gibt. Sie kann gar nicht anders, weil sie von Menschen gebraucht wird, die geeignete Ausdrucksmöglichkeiten für ihre jeweilige Lebenswelt finden und gegebenenfalls auch aus anderen Sprachen übernehmen. Wir passen unseren Wortschatz an unsere Bedürfnisse an, kennen manche Vokabeln, andere nicht. Manche werden zum Modewort, andere klingen in unseren Ohren irgendwann altmodisch.

Die englische Sprache, aus der viele „neudeutsche“ Wörter heute stammen, hat natürlich selbst auch jede Menge Fremd- und Lehnwörter – wie dieses Wörterbuch aus dem 17. Jahrhundert zeigt.

Die deutsche Sprache enthält aber auch jede Menge Wörter, die wir gar nicht (mehr) als Fremdwörter empfinden, weil wir mit ihnen aufgewachsen sind. So ist z.B. das gute alte „Telefon“ auch nichts anderes als ein ehemaliges Fremdwort – die Sprachwissenschaft (oder Linguistik) bezeichnet es als Lehnwort, weil es eben nicht mehr fremd ist, sondern sich angelehnt hat an deutsche Grammatik und Schreibweise. An solchen Wörtern sieht man auch, dass die einflussreichen Sprachen in verschiedenen Epochen andere waren: mal Griechisch, dann Latein, später Französisch. Jetzt ist es eben das Englische. So ist der moderne Nachfahre des Telefons, das „Smartphone“, ein Fremdwort, das uns vielleicht (noch) nicht so vertraut ist. Aber das ist nur eine Frage der Zeit.

Seit 2006 ist der 20. Mai in Deutschland Tag des Fremdworts[2] – vielleicht einer der kurioseren und nicht so wichtigen Gedenktage. Aber warum nicht einfach mal feiern, dass Sprache sich ständig bereichert? Denn genau das passiert ja, wenn neue Wörter den Weg in unseren Wortschatz finden. In diesem Sinne: Ein Hoch auf die Internationalität und Vielfalt, die eben auch unsere Sprache widerspiegelt – oder reflektiert.


[1] https://www.duden.de/sprachwissen/sprachratgeber/Anteil-der-Fremdw%C3%B6rter-am-deutschen-Wortschatz

[2] https://www.kuriose-feiertage.de/fremdworttag/

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